Besuch aus Slowenien

06.10.2019

Unter dem Thema "Nachhaltiger Tourismus und regionale Wertschöpfung" (Sustainable tourism & regional added value) durften wir vom 27. bis 28. September 2019 eine Gruppe des "Development centre of the Heart of Slovenia" bei uns im Pustertal begrüßen. Die Gruppe setzte sich aus insgesamt 36 VertreterInnen aus den Bereichen Regionalentwicklung, Tourismus, Landwirtschaft und Naturschutz aus dem Zentralraum Sloweniens zusammen. Mit interessanten Vorträgen und einem abwechslungsreichen Exkursionsprogramm von Bruneck übers Ahrntal bis ins Gadertal konnten die TeilnehmerInnen viele Eindrücke und Ideen sammeln.

Das Programm startete mit einer Begrüßung und einigen einleitenden Worten durch den Präsidenten Hannes Niederkofler, anschließend gab das Team des Regionalmanagement LAG Pustertal einen überblick über aktuell laufende Förderprogramme und Aktivitäten im Pustertal und konnte hierbei bereits einige themenspezifische Best-Practice-Beispiele aus dem Bereich der Regionalentwicklung aufzeigen. Anschließend übernahm Artur Costabiei von IDM Südtirol das Wort und gab der interessierten Gruppe einen überblick darüber, wie Markenaufbau und touristisches Destinationsmanagement in Südtirol funktionieren und welche nachhaltigen touristischen Strategien hierbei beispielsweise im Bereich Mobilität verfolgt werden. Hannes Knollseisen vom Südtiroler Bauernbund gab mit seinem Beitrag einen Einblick in die Marke "Roter Hahn" und die vier Säulen, auf welchen sich die Marke stützt: Urlaub auf dem Bauernhof, Schankbetriebe, Qualitätsprodukte und Handwerk. Mit mehr als 1.600 Mitgliedern ist die Marke ein starker Partner für den Zu- und Nebenerwerb der Südtiroler Bauern.

Anschließend ging es nach Issing bei Pfalzen, wo der Familienbetrieb Bergila besichtigt wurde. Der Betrieb betreibt bereits in vierter Generation biologischen Kräuteranbau und eine eigene Latschenölbrennerei und stellt qualitativ hochwertige ätherische öle und Kräuterprodukte her. Franz Niederkofler berichtete davon, wie viel Hingabe, Wissen und Erfahrung notwendig waren und sind, um den Betrieb wie er sich heute präsentiert aufzubauen. Einen gemütlichen Ausklang fand der erste gemeinsame Tag schließlich bei guter Bauernküche und einem grandiosen Ausblick über das Pustertal beim Kofler am Kofl in Pfalzen.

Der zweite Tag der Study Visit begann mit einem Vortrag von Seiten Renato Sascor vom Amt für Naturparke, der eine eindrückliche Gesamtschau über die Dolomiten als Unesco Welterbe gab und hierbei vor allem auf die Strategie, praktische Umsetzung und gewonnene Erfahrungen aus den nunmehr 10 Jahren "Welterbe-Status" Bezug nahm. Nach einigen Fragen und angeregten Diskussionen ging es gemeinsam in Richtung Ahrntal, wo nach einem kurzen Zwischenstopp beim Flusspark an der Ahr in St. Georgen, der Moserhof in Steinhaus angesteuert wurde. Michael Oberhollenzer gab Einblicke in die biologische Landwirtschaft und seine vielfältigen Ideen und beschrieb hierbei in durchaus imponierender Art und Weise, welchen Weg er für sich und seinen Hof gewählt hat. Nach einer Besichtigung und Verköstigung der hofeigenen Produkte ging es für die Gruppe weiter ins Gadertal nach Lungiarü/Kampill.

Lungiarü ist Teil der Gemeinde San Martin de Tor/St. Martin in Thurn, liegt auf 1.398 Metern in einem breiten Talschluss am Eingang zum Naturpark Puez-Geisler und ist seit 2018 das zweite Bergsteigerdorf in Südtirol. "Weniger, dafür besser" ist die Devise der Initiative, die in ganz Europa einen nachhaltigen, umweltfreundlichen Alpintourismus fördert. Christoph Alfreider, einer der Hauptinitiatoren und Mitglied der lokalen Arbeitsgruppe, führte selbst durch den beschaulichen Ort und zeigte sich überzeugt von der Initiative Bergsteigerdörfer als Zukunftsperspektive für die nachhaltige Entwicklung von Lungiarü. Hierbei durften die TeilnehmerInnen auch ein besonderes Kulturerbe im Campiller Tal besichtigen, die sogenannten "Viles": "Viles" sind typische ladinische Weiler oder Gehöftgruppen, in denen die Bauernhöfe dicht zusammengestellt kleine Plätze umschließen, auf denen sich die gemeinschaftlich genutzten Einrichtungen wie der Brunnen oder der Brotofen befinden.

Noch tiefer in die ladinische Kultur konnte die Gruppe beim anschließenden Besuch im Museum Ladin Ćiastel de Tor eintauchen, wo die Geschichte und Gegenwart der Dolomitenladiner auf vielfältige Art erzählt und verständlich gemacht wird. Den Ausklang und Abschluss fanden die gemeinsam verbrachten Tage bei einheimischen Spezialitäten und Südtiroler Traditionsgerichten im Tlò Plazores in St. Vigil, wo die slowenische Gruppe mit den mit gebrachten Musikanten und Liedern selbst für gehörig Stimmung sorgte und bereits darüber beriet, wann denn ein nächster Besuch in Südtirol möglich sein könnte. Insgesamt somit ein durchaus spannender Besuch, wo neben vielen entdeckten Gemeinsamkeiten auch zahlreiche Ideen und Erfahrungen ausgetauscht werden konnten.


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